Unsere Geschichte:

Wir bestehen seit 75 Jahren

ÜBER UNS / Unsere Geschichte

Wir bestehen seit 75 Jahren

 

DIE SCHWEIZER SCHULE IN ROM, 

EINE GESCHICHTE VON FREIHEIT UND WELTOFFENHEIT 

 

Teil 1 / Von der Gründung bis in die 1960er Jahre

 

Die Idee der Schweizer Schule in Rom von Alberto H. und Elly Wirth: Bildung als Hebel für Frieden und Fokus auf Multikulturalität.

Die Schweizer Schule Rom wurde 1946 gegründet und ist in der Schweiz (Bundesamt für Kultur) und in Italien offiziell als Schweizer Schule im Ausland anerkannt.

Um die Werte zu verstehen, die die Schweizer Schule Rom auch heute noch beseelen, ist es wichtig, ihre Geschichte zurückzuverfolgen, eine spannende und aufregende Reise, die uns zu dem geführt hat, was wir heute sind. Lassen Sie uns hier die Meilensteine und die Menschen, die die treibende Kraft und das Herz der Schule waren, Revue passieren.

Die Idee und die Entstehung der Schweizer Schule in Rom verdanken wir zwei Persönlichkeiten, die Rom als Lebens- und Arbeitsort gewählt haben: 

Alberto H. Wirth und seine Frau Elly.

Wer waren Elly und Albert H. Wirth? Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, wie ihr Leben aussah und welche Werte sie hatten, bis zu ihrer entscheidenden Begegnung mit Rom. 

Elly wurde 1906 in Deutschland geboren und stammte aus einer Handwerkerfamilie. Schon in jungen Jahren zeigte sie einen ausgeprägten Sinn für Unabhängigkeit und arbeitete in der Buchhaltung und in der Ausbildung bei Mannesmann, einem Unternehmen der Eisen- und Kohleverarbeitung. Alberto wurde 1910 in Luzern geboren und stammte aus einer protestantischen Hoteliersfamilie, die mehrere Hotels, auch in Italien, besaß. Sie hatten sich 1928 bei Mannesmann kennengelernt, wo Alberto eine Zeit lang als Lehrling tätig war. 

Alberto hatte sein Studium zwischen 1914 und 1925 in Rom abgeschlossen und war anschließend durch Europa gereist, um verschiedene Berufserfahrungen zu sammeln, wobei er in seinem Umfeld eine vielseitige und kosmopolitische Erziehung genossen hatte. Toleranz und Unabhängigkeit sind Werte, die ihn sein ganzes Leben lang begleiten werden.

1935 heirateten Alberto und Elly und beschlossen, sich in Rom niederzulassen und im Hotel Victoria der Familie Wirth zu arbeiten, wo sie ihr ganzes Leben lang blieben. Nach ihrer Heirat erwarb Elly die Schweizer Staatsbürgerschaft und schätzte die Werte des Heimatlandes ihres Mannes immer mehr; zusammen hatten sie vier Kinder. 

Beide waren sehr neugierig, liebten die Kultur der Völker und die Künste und waren offen für Begegnungen: Ihre Arbeit brachte sie in Kontakt mit Menschen aus der ganzen Welt, die an ihren Grundsätzen des freien Denkens und der Demokratie festhielten und nicht geneigt waren, die durch schwierige historische Zeiten auferlegten Einschränkungen zu akzeptieren. Alberto und Elly überwanden religiöse, kulturelle und politische Grenzen und wurden immer mehr zum Herzstück der Schweizer Gemeinschaft in Rom: Alberto bekleidete von 1939 bis 1947 verschiedene wichtige Positionen innerhalb der Schweizer Institutionen in der Stadt, wobei er seine Arbeit als Hotelier im Hotel Victoria fortsetzte. Das Hotel gehörte zu den wenigen, die bei der Ankunft der Alliierten nicht vollständig beschlagnahmt wurden.

Ende 1945, im zerstörten und besetzten Rom, werden die beiden ältesten Kinder Rolf und Vera Wirth im Speisesaal des Hotels Victoria von ihrer Gouvernante unterrichtet, nachdem sie gerade aus der Schweiz, wohin sie während des Krieges verlegt worden waren, nach Rom zurückgekehrt waren. Alberto und Elly wollten ihren Kindern eine gute Ausbildung sichern und hatten diese Lösung gefunden. Nach und nach schlossen sich ihnen andere in Rom lebende Schweizer Kinder an, und es entstand eine kleine Klasse. Albertos Worte aus seiner Autobiographie* vermitteln uns die Atmosphäre jener Tage:

 

„Zu meiner Überraschung und Enttäuschung musste ich feststellen, dass meine Kinder – und auch ihre aus Italien stammenden Klassenkameraden – die italienische Sprache völlig vergessen hatten, sie waren nicht mehr zweisprachig. Mir war sofort klar, dass eine Wiedereingliederung in die italienischen Schulen unmöglich sein würde, und dass ich eine Lösung finden musste, zumindest bis sie sich so in die italienische Sprache reintegriert hatten, dass sie nicht zu ‚teteskisch‘ wirkten und mit ihren italienischen Mitschülern auskamen, für die damals alles, was auch nur im Entferntesten deutsch war, in der Regel Gegenstand des Grolls war. Als andere Schweizer in die Schweiz reisen durften, um ihre Kinder zu besuchen, kehrten sie mit denselben Erfahrungen zurück. Damals reifte in mir der Gedanke, eine Schweizer Schule in Rom zu gründen, die nur so lange funktionieren sollte, bis unsere Kinder wieder in die italienischen Schulen integriert würden.

Wir merkten bald, dass es falsch war, die Idee unserer Schule als kurzfristige Lösung zu betrachten. Die italienischen Schulen waren in einem erbärmlichen Zustand: viele waren von Obdachlosen bewohnt, andere überfüllt…“.

 

Das Projekt, eine Schule zu gründen, entstand bereits 1935 in dem vagen Versuch, Schweizer Kinder von faschistischen Einrichtungen fernzuhalten und sie nicht der Propaganda auszusetzen. Im Jahr 1943 hatten viele Schweizer Eltern, darunter auch die Wirths, beschlossen, ihre Kinder in der Schweiz ausbilden zu lassen, um sie dann bei Kriegsende wieder zurückzuholen. In diesem Moment mussten italienische Schuleinrichtungen jedoch ganz neu wieder aufgebaut werden. 

Die Lösung, die Klassen in einem Saal des Hotels Victoria einzurichten, erwies sich sofort als erfolgreich. Die improvisierte, aber qualitativ gute Schule wuchs so stark und wurde auch von Kindern anderer Nationalitäten besucht, dass es bald notwendig wurde, einen neuen Standort zu finden: Dieser hätte die Möglichkeit geboten, mehr Klassen und qualifiziertere Kurse in einer innovativen Perspektive der internationalen Bildung unterzubringen.

Der Prozess war lang und vielfältig: Zunächst wurden die Räume des Schweizer Clubs im Palazzo Moroni ausgewählt, dann erfolgte ein Umzug in das Deutsche Archäologische Institut nahe der evangelischen Kirche in der Via Sardegna mit dem neu gegründeten Kindergarten. Gleichzeitig wurden Anstrengungen unternommen, um der Initiative eine solide Organisation zu geben. Am 25. Mai 1946 wurden bei der konstituierenden Versammlung der „Vereinigung Pro-Schweizer Schule Rom“ ein Schulkomitee, bestehend aus Alberto H. Wirth und anderen Eltern von Schweizer Schülern, gewählt und die ersten Lehrerinnen und Lehrer ernannt.  

Im November 1946 wurde die Schweizer Schule in Rom von den Wirths und anderen intellektuellen Persönlichkeiten offiziell ins Leben gerufen. Vor allem Alberto und sein Freund, Professor Luigi Salvini, ließen sich von einem tiefen sozialen Gefühl leiten: Gemeinsam erarbeiteten sie den ersten Entwurf eines Lehrplans für eine interkulturelle Schule freien Geistes. 

In der Zwischenzeit ermöglichte die Rückerstattung großer Summen, die der italienische Staat der Schweizer Eidgenossenschaft schuldete, das Projekt eines neuen Gebäudes.

Als geeignetes Objekt wurde ein Herrenhaus in der Via Marcello Malpighi ausfindig gemacht, eine Villa, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts nach toskanischem Vorbild vom Mailänder Architekten Giuseppe Sommaruga für einen Rechtsanwalt gebaut wurde, der sie später verkaufte. Sie wurde dann auf verschiedene Weise genutzt, bis sie zu einer Unterkunft für Evakuierte wurde. Trotz verschiedener Schwierigkeiten kam es schließlich zu einer Einigung mit dem Bauherrn, der die Villa gekauft hatte, wiederum dank des Einsatzes der Wirths und anderer Schweizer Gönner und nicht zuletzt dank der Intervention der Schweizergarde. 

Der erste Akt nach dem Kauf war die Anbringung einer Travertinplatte mit dem Schweizer Wappen und der Aufschrift SCHWEIZER SCHULE, die noch immer am Eingang der Schule angebracht ist. 

Im Sommer 1947 begannen schließlich die Arbeiten zur Renovierung des Gebäudes, um es in eine moderne Schule umzuwandeln: Ressourcen und Organisation waren nötig, und auch hier leisteten Alberto und Elly viel Arbeit, von der Planung bis zur Mittelbeschaffung. Die ersten Schüler waren 89 Kinder.

Die Stimme von Wirth gibt den Erfolg dieses Momentes wieder:

 

„Zu den Schweizer Schülern, deren Mutter Schweizerin war, und den deutschen Schülern, deren Schule 1943 geschlossen worden war, gesellten sich nach und nach einige Italiener, die, da sie die Eltern unserer Schüler kannten, von der Seriosität unserer Schule erfahren hatten. ln diesem Moment war das Ansehen der Schweizer Schule auf dem Höhepunkt. Das Land von Pestalozzi und Dunant, das Land, dem es gelungen war, sich aus dem Weltkrieg herauszuhalten und das den Schmerz, der in so vielen Familien verursacht worden war, so weit wie möglich gelindert hatte, schien mit seiner Gedankenfreiheit und seinem relativen Wohlstand ein guter Bezugspunkt zu sein, auch als idealer Wegweiser für junge Menschen. Wir sind eine Eliteschule und stolz darauf, denn wir vertreten keine wirtschaftliche, sondern eine geistige Elite.“ 

 

Damit war der Grundstein für die spätere Entwicklung und das Wachstum der Schule gelegt, die sich nach den Nachkriegsjahren kontinuierlich konsolidierte und sich der Phase einer modernen Organisation öffnete, um eine qualitativ hochwertige und zeitgemäße Ausbildung anzubieten.

Elly Wirth starb 1984, Alberto 1999.

Ihre Schöpfung, die Schweizer Schule in Rom, der sie ihr Leben gewidmet haben, bewahrt bis heute ihren innovativen und visionären Geist und trägt die Idee der Bildung als Hebel für Frieden und Multikulturalität weiter.

*Alberto H. Wirth, 40 Anni Scuola Svizzera Roma 1946 – 1986.

 

Teil 2 / Von den 60er Jahren bis heute

Bedeutend für die Entwicklung der Didaktik der Schweizer Schule in Rom war die Beteiligung eines Mitglieds des italienischen Erziehungsministeriums an der Erstellung eines spezifischen didaktischen Programms für die Schule in Rom. 

Mit Professor Luigi Salvini hatte Alberto Wirth eine Persönlichkeit von aussergewöhnlicher Kultur gefunden, die mit grosser Kompetenz und Engagement die Programme der Schweizer Schule in Rom und der italienischen Schulen zu vereinheitlichen vermochte.

Salvini hatte sich im Wesentlichen um die Koordination der Programme gekümmert und ein auf Zweisprachigkeit basierendes didaktisches Konzept geschaffen, das den „Kern der inhaltlichen Ziele des italienischen Systems und die Ziele der didaktischen Programme des Kantons St. Gallen“ miteinander in Einklang brachte. Ein Konzept, das trotz vieler Veränderungen und Überarbeitungen bis heute Gültigkeit hat und ein konstituierendes Element der Schweizer Schule in Rom ist.

In der Via Malpighi baute die Schweizer Schule in Rom 1962 ein zusätzliches Gebäude und eröffnete 1965 ein Gymnasium mit wirtschaftlichem und rechtlichem Schwerpunkt. Ein Text von Müller lautet:

 

„1967 erkannte der Kanton St. Gallen die Schweizer Schule Rom als offizielle Schule des Kantons – also als Schule nach staatlichem Schulwesen und Schweizer Recht – an und übernahm 1971 das Patronat über sie. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutete dies die Beseitigung aller Hindernisse für die Fortsetzung ihrer Ausbildung in der Schweiz.“

 

So endete mit den ersten Absolventen 1970 die konstituierende Phase der Schule.

Während die Beziehungen auf Schweizer Seite äußerst positiv waren, gestaltete sich die Situation auf italienischer Seite komplizierter: Ein bürokratisches Problem, das Anfang der 1980er Jahre im Zusammenhang mit der Anerkennung der Matura auftrat, konnte erst Mitte der 90er Jahre gelöst werden.

1997 begann eine Weiterentwicklung der Schule: Es wurde ein „strategischer Entwicklungsplan umgesetzt, der eine Erweiterung der Schule um eine Klasse pro Jahr und die Verdoppelung der Klassen vom Kindergarten bis zum Ende der Mittelstufe vorsah.“

Mit dieser Verdoppelung sollte die Möglichkeit geschaffen werden, dass eine größere Zahl von Schülern das Gymnasium besuchen konnte, das bis dahin zahlenmäßig klein und folglich finanziell sehr kostspielig gewesen war. Aufgrund des exponentiellen Wachstums von Schülern und Klassen wurden die Mittelstufe und das Gymnasium 2004 in einen Flügel verlegt, der im Goethe-Institut angemietet wurde. Zu Beginn des Schuljahres 2016/2017 musste die SSR aus den Räumlichkeiten ausziehen und im Auftrag des Verwaltungsrats einen anderen Standort finden.

Das Wachstum der Schule machte eine Überarbeitung der Organisationsstruktur erforderlich, so dass im Jahr 2003 für jede Schulstufe Ansprechpartner geschaffen wurden; im Jahr 2006 erfolgte eine erste Erweiterung der Schulleitungspositionen mit der Schaffung der Funktion eines stellvertretenden Schulleiters für Kindergarten und Grundschule.

Im Jahr 2013 wurde die Verwaltungsstruktur der Schule schließlich an ein professionelleres und moderneres Modell angepasst. Zu den beiden bestehenden Funktionen kamen die des stellvertretenden Schulleiters, der für die Mittelstufe und das Gymnasium zuständig ist, und die des Verwalters, der für die Finanzen und die Verwaltung der Liegenschaften verantwortlich ist, hinzu.

Im Jahr 2015 zählte die Schweizer Schule in Rom 520 Schülerinnen und Schüler und bot einen Bildungsgang vom Kindergarten bis zur Oberstufe an.

Von 2016 bis heute war es, auch im Zuge großer sozialer und ökologischer Veränderungen, notwendig, das Personal umzustrukturieren und Organisation und Inhalte zu erneuern. Die Grundwerte bleiben erhalten: freie Bildung, Weltoffenheit, Koexistenz mehrerer kultureller Systeme, immer begleitet von besonderer pädagogischer Ernsthaftigkeit, aber unter Einführung neuer Sprachen und zeitgemässer Hilfsmittel. 

Die Schweizer Schule Rom geht ihren Weg weiter und trägt den Reichtum eines einzigartigen Erbes an Erfahrungen und Kompetenzen in die Zukunft. 

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.